Und was macht das alles so gefährlich?
„Use it or lose it“ ist das Grundfunktionsprinzip unserer menschlichen Existenz. Wir haben unseren Organismus über Millionen von Jahren darauf trainiert, Energie zu sparen. Er ist mittlerweile großartig gut darin. Das hat einen wesentlichen Nachteil (nämlich dass wir relativ schnell dick werden, weil wir ja auch gelernt haben, auf effiziente Weise Reserven anzulegen, denn Reserven anlegen ist ja nur die logische Fortführung des Energiesparens) und einen wesentlichen Vorteil (nämlich dass wir die vergangenen Millionen Jahre als Spezies überstanden haben, selbst wenn kein Kühlschrank und keine Zentralheizung verfügbar waren).
Der Organismus verliert Fähigkeiten, die wir ihm nicht abverlangen. Bedeutet: Wir müssen, wenn wir das Leben ausschöpfen wollen, alles üben und alles ausüben, was das Leben ausmacht. Wir müssen uns unter- und überfordern, emotional, körperlich, geistig. Wir müssen hungern und uns überessen, Todesängste überwinden, Geborgenheit zulassen, An- und Entspannung auskosten. Wir brauchen Hitze und Kälte, Sonne und Schatten. Wir schaffen das alles. Wir können das. Wir dürfen das. Wir sollen das sogar. Weil es zu einem vollständigen Leben gehört. Die Energie dafür steht uns zur Verfügung, an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr.
Jeder Schritt raus aus der Komfortzone macht Sie stärker: Stress, Training, Fasten und Disziplin. All das ist großartig. Und gefährlich. Denn Stress, Training, Fasten und Disziplin funktionieren nur als Impulse. Nur kurzfristig. Nur zwischendurch. Und immer nur dann, wenn das Pendel danach ausgiebig in die andere Richtung ausschlagen darf. In Entspannung, Erholung, Essen, Trinken, Genießen, Freude, Gelassenheit.
Das eine klappt nicht ohne das andere, das andere nicht ohne das eine. Stress, Training, Fasten und Disziplin als Dauerzustand? Lebensgefährlich. Als Ausnahme, immer wieder mal, bewusst oder unbewusst? Lebensbereichernd.
Lernen findet außerhalb der Komfortzone statt. Leben innerhalb. Ihre Komfortzone wächst am zuverlässigsten, wenn Sie sie regelmäßig verlassen. Und danach wieder zurückkehren.
Vergessen Sie Disziplin, Zwang, Selbstgeißelung. Entdecken Sie Freude als Performance-Treiber. In Kapitel 4 von „Viel Erfolg beim Misserfolg“.